Ein Tag, der uns vor allem zeigt, wie verletzlich unsere Demokratie ist. Der Tag historischer Wendepunkte und bedeutender Politikereignisse in Deutschland. Von der gescheiterten Märzrevolution 1848, dem ersten Versuch, die Macht nicht mehr allein der Monarchie zu überlassen über die Geburtsstunde der Demokratie und der deutschen Republik 1918. Ihre Spaltung und Angreifbarkeit zeigte sich in den Folgejahren, so auch 1923, als Adolf Hitler den ersten Versuch unternahm, die Macht zu ergreifen, später bekannt als Hitler-Ludendorff-Putsch. Trotz Haftbefehl und zwischenzeitigem Verbot der NSDAP sollte ihm dies keine 10 Jahre später auf legale Weise gelingen – die bis heute wohl wichtigste Mahnung für die Verletzlichkeit unserer Demokratie.
Am 9. November 1938
– 10 Monate vor Beginn des Zweiten Weltkrieges – erlebte die bis dahin bereits vorangeschrittene systematische Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung mit der Reichsprogromnacht ihren vorläufigen Höhepunkt: Unzählige Geschäfte und Synagogen wurden angezündet und beschädigt, zahlreiche Jüdinnen und Juden wurden verprügelt, verhaftet und getötet – auch im Kreis Warendorf. So wurde in Ahlen die Synagoge in der Waldmacherstiege in Brand gesetzt. Diese Nacht läutete das systematische Auslöschen jüdischen Lebens in Deutschland ein: Schon in den darauffolgenden Tagen wurden 30.000 Juden in Konzentrationslager deportiert. Das grausamste Kapitel der deutschen Geschichte hatte begonnen. Daran erinnern zahlreiche Stolpersteine, so beispielsweise in unmittelbarer Nähe meines Wahlkreisbüros – damit dieses schreckliche Ereignis nicht in Vergessenheit gerät, hat mein Büroteam diese heute morgen geputzt – so wie es heute an zahlreichen anderen Orten in Deutschland Tradition hat.
Das Jahr 1989 führt uns zum letzten denkwürdigen 9. November aus deutscher Sicht: Der Fall der Berliner Mauer! Die Regierung der DDR in Ostberlin konnte dem andauernden Druck der Bevölkerung nicht mehr standhalten und öffnete mit sofortiger Wirkung die Mauer zwischen Ost und West. „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“, hat Altkanzler und Sozialdemokrat Willy Brandt es damals treffend beschrieben. Dennoch weist uns dieser Tag auch heute noch auf die seitdem fortwährenden Ungleichheiten zwischen Ost und West hin, die nach wie vor zu den wichtigen politischen Aufgaben unserer Zeit gehören.
Demokratie und Frieden sind nicht selbstverständlich – daran erinnert uns der 9. November jedes Jahr. Diese Mahnungen gilt es ernst zu nehmen und tagtäglich für ein Fortbestehen der Demokratie einzustehen.